60-jähriges Vereinsjubiläum

Am 19.06.2011 feierte der Luftsportverein Düren-Hürtgenwald sein 60-jähriges Vereinsjubiläum.

Ansprache des Vorsitzenden zu den Feierlichkeiten:

Sehr geehrter Damen und Herren der Politik, sehr verehrte Vertreter der Presse, liebe Gäste und Vereinsmitglieder.

Wir sind heute hier versammelt, um das 60-jährige Bestehen des Luftsportverein Dürens zu feiern. Hierzu möchte ich in die Anfänge des Vereins zurückblicken:

  • Wir schreiben das Jahr 1951. Der II.Weltkrieg ist 6 Jahre vorbei. Deutschland und der betroffene Teil der Welt erholen sich langsam von den tiefen Wunden, die dieser Krieg geschlagen hat. In Düren liegen noch viele Häuser in Trümmern. Der Wiederaufbau ist noch in vollem Gange.

Noch herrscht tiefes Misstrauen der Alliierten gegenüber Deutschland. Die Bundesrepublik versucht, unter Adenauer die allmähliche Emanzipation von der allgegenwärtigen Vorherrschaft der westlichen Besatzungsmächte.

(Fortsetzung der Ansprache)

Als Eingeborene von Trizonesien tituliert treffend ein Karnevalschlager die westdeutsche Bevölkerung. Der Versuch, in ganz Deutschland freie Wahlen durchzusetzen, scheitert kläglich.
Seit dem Ende des 2. Weltkrieg gibt es ein Verbot sämtlicher fliegerischer Aktivitäten in Deutschland.

  • Erst am 24. Oktober 1951 verkündet der amerikanische Präsident Truman das Ende des Kriegszustandes mit Deutschland.

Es normalisieren sich langsam viele Dinge in Deutschland. Sechs Jahre nach dem Krieg endet die sportliche Isolierung. In der Schweiz tritt die Nationalelf der Bundesrepublik Deutschland zu ihrem ersten Länderspiel im Ausland an.

Für die Wirtschaft der Bundesrepublik ist 1951 ein Schwellenjahr. Der einsetzende Boom auf den Weltmärkten kann in der zweiten Jahreshälfte genutzt werden – der Schritt in das »Wirtschaftswunder« gelingt.

  • Am 13. Mai 1951 durchbricht eine Französin als erste Frau mit einem Jet die Schallmauer. Das Flugzeug als Verkehrsmittel, aber auch als Sportgerät, gewinnt immer mehr an Bedeutung.

Aber in Deutschland liegt die Fliegerei noch am Boden. Der Bau und Betrieb von Luftfahrzeugen, auch Segelflugzeugen, ist noch verboten. Dennoch lassen sich vom Virus der Fliegerei Befallene nicht davon abhalten, zumindest dem Segelflug in Deutschland neues Leben einzuhauchen.

  • Nach einer Politik der kleinen Schritte kommt es endlich am 19.06.1951 zu einem Erlass der Besatzungsmächte, durch den nun der Bau und Betrieb von Segelflugzeugen in Deutschland zugelassen wird. Jetzt gab es natürlich kein Halten mehr.
  • Nur drei Tage später, nämlich am 22.Juni 1951, wurde der Luftsportverein Düren Stadt & Land e. V. gegründet.

Noch hatte der Verein kein Flugzeug zur Verfügung, das Geld war knapp, doch die Faszination Segelflug war so groß, dass bereits nach zwei Jahren Bauzeit ein eigenes Flugzeug zur Verfügung stand. Dieses Flugzeug, ein SG38, hatte mit den heutigen modernen Segelflugzeugen noch nicht viel gemeinsam. Man saß auf einem Brett im Freien und machte mehr oder weniger nur kurze Luftsprünge.

Doch es war der Beginn des Luftsportverein Düren und der Fliegerei im Dürener Land. Dies war nur möglich, weil Dürener Bürger, Geschäftsleute und Industrielle wie Felix Peltzer, Alfons Founier, Dr. Heinrich Canzler, Karl Drössler, Heinz Lothmann und Dr. Hans Walter Happel - um nur einige zu nennen- durch Spenden und sonstige Zuwendungen den jungen Verein unterstützten.

  • 1952 stellte die Stadt Düren ein Grundstück in Rölsdorf vor dem Schwarz - Weiß Stadion zur Verfügung. Ein in Eigenleistung errichtetes Gebäude diente als Werkstatt und Unterstellplatz für Winde und Fluggerät.

Die ersten „Rutscher“ - vom Fliegen konnte man noch nicht reden - wurden auf der Merzenicher Heide durchgeführt. Die Flugzeit betrug nur wenige Sekunden. Aber das Erlebnis war unbeschreiblich.

  • So konnte schon 1954 ein selbst gebautes „Grunau- Baby“ in Betrieb genommen werden.

Zeitgleich wurde der erste Doppelsitzer, ein „Doppelraab“, für die Schulung angeschafft. Schüler und Lehrer saßen nicht mehr wie auf dem Schulgleiter ganz im Freien. Dieses Flugzeug war die Grundlage für eine erfolgreiche Ausbildung der Schüler mit Fluglehrer auf dem zweiten Sitz und wurde vom Verein bis 1969 als verlässliches Schulflugzeug eingesetzt.

Als Fluggelände dienten die Drover-Heide, der Schornbusch bei Euskirchen, die Dahlemer-Binz oder der Fliegerhorst Nörvenich. Man fühlte sich als fahrendes Volk.

So mussten die Flugzeuge jedes Wochenende zu den jeweiligen Flugplätzen transportiert und auf -und abgerüstet werden, jedes Mal ein Kraftakt.

  • Das änderte sich 1972 mit der Genehmigung zum Anlegen und zum Betrieb eines Segelflugplatzes in Bergstein. Das Fluggelände pachteten wir von 19 Landwirten aus Bergstein und Brandenberg.

Jetzt endlich hatten wir zum ersten Mal eine Heimat, ein eigenes Zuhause.

Mit Unterstützung der Gemeinde Hürtgenwald, der Stadt und des Kreises Düren, so wie der Landesregierung in Düsseldorf, konnten wir mit viel Eigenleistung eine Flugzeughalle mit Tower in Bergstein errichten.

In den folgenden Jahren entwickelte sich der Verein stetig. Die Infrastruktur wurde verbessert. Durch eine Flurbereinigung konnten wir die zwischenzeitlich erworbenen Grundstücke rund um das Fluggelände zusammen legen, so dass wir heute die Flugzeughalle und das Fluggelände in eigenem Besitz haben.

  • Jetzt sind wir in der Gegenwart angekommen, der Verein hat nicht nur eine 60-jährige Geschichte, sondern auch Zukunft.

Mit 6 Segelflugzeugen (davon 2 doppelsitzige), 5 Fluglehrern und 51 Mitgliedern haben wir im Jahr 2010 mit 1200 Starts ca. 300 Flugstunden erzielt.

Um neue Mitglieder für den Verein zu gewinnen, rühren wir auf vielfältige Weise die Werbetrommel. Ich denke, dass von unserer Medienarbeit auch unsere Gegend profitiert. Wenn z.B. der WDR einen Beitrag über unseren Verein zeigt, wird auch gleichzeitig verdeutlicht, wie schön unsere Umgebung ist.

Wir bieten in Verbindung mit Schulen und Jugendeinrichtungen Mitflugmöglichkeiten an, um den Segelflug hautnah zu erleben. Auch in diesem Jahr sind solche Begegnungen bereits geplant. Schnupperflug-Seminare über 28 Tage sind ebenfalls im Angebot. Eines unserer wichtigsten Ziele ist es, allen interessierten Jugendlichen den Traum vom Fliegen zu ermöglichen. Dass uns das bisher gut gelungen ist, zeigt die große Anzahl der unter 18-jährigen im Verein. Der Virus Flugbegeisterung wirkt auch heute noch genau so wie im Gründungsjahr 1951.

Dabei ist die praktische und theoretische Flugausbildung gleichzeitig eine gute Vorbereitung auf das Berufsleben. Die Segelflugausbildung erfordert und fördert Teamfähigkeit, Verantwortungsbereitschaft, Zuverlässigkeit, Leistungsbereitschaft und Selbstdisziplin. Das sind Eigenschaften, die jeder Personalchef zu schätzen weiß.
Auch die theoretische Ausbildung in den Fächern Luftrecht, Navigation,Meteorologie, Technik, Aerodynamik, Menschliches Leistungsvermögen und Verhalten in besonderen Fällen ist für die persönliche Entwicklung von großem Vorteil. Bei uns lernt man nicht nur das Fliegen, sondern man lernt durchaus etwas fürs Leben. Damit, der Traum vom Fliegen nicht am Geld scheitert, ist es seit jeher unser Ziel, die Kosten für das Segelfliegen so gering, wie möglich zu halten. Dies, gelingt uns einerseits, durch viel ehrenamtliches Engagement. Bei uns erhält niemand Geld für die Ausübung des Sports.

Zum andern können wir die Kosten durch finanzielle Unterstützung von außerhalb gering halten. Spenden und Zuwendungen sind bei uns gut angelegt.

Wenn in naher Zukunft, der von vielen Fachleuten vorhergesagte Mangel an qualifizierten Nachwuchskräften eintritt, können Firmen bei uns fündig werden. Ich lade interessierte Firmen und Betriebe ein: Über ein Sponsoring des Vereins könnten sie ihre zukünftigen Fachkräfte bei uns finden und wir können weiterhin für viele Jugendlichen die Faszination Segelflug finanziell erschwinglich halten.

Damit die uns anvertrauten Flugschüler gut aufgehoben sind, räumen die ehrenamtlich tätigen Fluglehrer, vom ersten Tag an, dem Punkt Sicherheit höchste Priorität ein, am Boden und in der Luft.

Top gewartetes Fluggerät und hochmotivierte Mitglieder sind Garant für einen erlebnisreichen und sicheren Segelflug hier bei uns in Bergstein.

Im Namen aller Vereinsangehörigen darf ich mich sehr herzlich für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung bedanken. Ich wünsche uns allen ein schönes Fest, nochmals herzlich willkommen und viel Spaß am heutigen Jubiläumstag.

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